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Die Sache mit dem Pups – Wo ist die Körperscham geblieben?

28.08.2022FreistilDeutschlandfunkFlorian Felix Weyh —   –  Details

Graffito an einem Tor in Bonn

Auf Varieté-Bühnen hat es immer schon Kunstfurzer und Komiker gegeben, die über Körperpeinlichkeiten Witze rissen. Aber wieso müssen wir es ertragen, kurz vor der Tagesschau mit Verdauungsproblemen belästigt zu werden? Das stinkt doch zum Himmel! — Vielleicht fing es 2014 mit dem Bestseller «Darm mit Charme» an: Plötzlich konnte man über Verdauung reden, ohne schamvoll zu erröten. Seither sind Verdauungsangelegenheiten im Smalltalk okay. Oder hat die TV-Werbung eines Reizdarm-Therapeutikums gesellschaftlich integrativ gewirkt? Pupsen müssen wir alle – warum es länger tabuisieren? Aber ist – als Folge der gesellschaftlichen Überalterung – künftig cool, wer über seinen Reizdarm spricht, und uncool, wer einfach sportlich und gesund ist? Jene US-Influencerin, die Fürze in Gläsern sehr lukrativ verkaufte, bevor ihr mutwillig erzeugter Blähbauch sie ins Krankenhaus brachte, war freilich keine Greisin. Wie viel von einem selbst darf man anderen eigentlich zumuten, bevor das zivilisierte Zusammenleben leidet? Oder muss unsere eng gewordene Welt Druck ablassen, indem sie ihre Körpertabus fahren lässt?

 
 

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