19.07.2022 – News – Zeit Online – Johannes Böhme — – Details
Samuel Moyn
Der Rechtshistoriker Samuel Moyn sagt, dass der Krieg abgeschafft werden könnte wie einst die Sklaverei. Sein Vorbild? Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi. — Samuel Moyn beklagt, wie unambitioniert unser Denken über den Krieg geworden ist. Selbst Menschenrechtsorganisationen gäben sich schon damit zufrieden, wenn Kriege «weniger grausam» geführt würden. — Es ist keine einfache Zeit für Pazifisten. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine scheint eine Welt ohne Krieg noch schwerer vorstellbar als vorher. Der Rechtshistoriker Samuel Moyn, Professor an der Universität Yale, glaubt dennoch nicht, dass der Krieg unvermeidbar zum Menschen gehört. In seinem Buch «Humane: How the United States Abandoned Peace and Reinvented War» beschreibt er eine mehr als hundert Jahre andauernde Debatte. Auf der einen Seite standen Idealisten, die den Krieg abschaffen wollten. Auf der andere Seite Reformer, die lediglich danach strebten, die Grausamkeit von Konflikten zu reduzieren – weil ihnen der Weltfrieden als Ziel zu weit weg schien. Moyn beschreibt, wie die Reformer die Überhand gewannen. Er hält das für eine Tragödie.
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